Themenblöcke

Block 1: »Die Toten der Festung Europas ehren«: Memorial & Maskerade

Die Festung Europa ist der Inbegriff der Kontinuität kolonialen Unrechts, sie hält die Apartheid von Selektion und Ausbeutung aufrecht, die im Inneren Europas durch die Internierung der Ungewollten in Lagern, durch Isolation und Ausgrenzung, Residenzpflicht und Abschiebung fortgesetzt wird. Tausende von Flüchtlingen sterben jährlich an den immer stärker militarisierten europäischen Grenzen. Die Toten der Festung Europa dürfen weder vergessen noch auf bloße Zahlen reduziert werden. Ihre Erfahrungen in Leben und Tod sind Teil unseres Erbes. Wir ehren dieses Erbe, indem wir ihnen während des Festivals in Jena ein Monument der Menschenwürde widmen. Aus unseren Ländern werden Masken auf das Festival kommen mit unserer Geschichte und der Würde unserer Ahnen. Sie werden den Kolonisatoren Fragen stellen und uns dabei helfen, die Grundlagen unser Menschlichkeit - Solidarität, Mitleid und Menschenwürde - wieder geltend zu machen und sie wiederzugewinnen. Die Maske ist ein Mittel der Verständigung mit dem Geist unserer verstorbenen Brüder und Schwestern, unseren Ahnen. Die Masken können und werden die Geschichten derer erzählen, deren Geschichten vielleicht niemals erzählt werden. Ihre Geschichten sind unsere Geschichten und sie werden unser Erbe bleiben. Die spirituelle Vision der Maske bringt uns die Inspiration, unseren eigenen Kampf bis zum Ende zu führen.

Block 2: »Wir sind hier, weil Ihr unsere Länder zerstört«

Wir, die Flüchtlinge, sind die Zeugen der Verbrechen, die für Märkte, Naturressourcen und Transportwege geführt werden. Diese Verbrechen stürzen weltweit Menschen in Armut, Elend und Kriege und werden mit unterschiedlichen Mitteln verwirklicht. Für den ökonomischen Profit einiger Weniger in dieser Welt werden Menschen getötet oder ihrer Lebensgrundlagen beraubt. Berichte, Beiträge, Ausstellungen, Musik  bilden bei diesem Festival die Grundlage für solidarische Diskussionen und einen offenen Austausch für die Stärkung der Kämpfe gegen Kriege, Unterdrückung und Ausbeutung.

Block 3: »Stoppt rassistische Polizeigewalt«

Immer wieder signalisiert uns die Polizei die unüberwindbaren Grenzen der Festung Europas, die auch in ihrem Inneren verlaufen. Rassistische Sondergesetze machen Flüchtlinge per se zu Verdächtigen, die jederzeit kontrolliert und schikaniert werden können. Das Leben eines Flüchtlings ist nichts wert: Oury Jalloh verbrannte - an Händen und Füßen gefesselt - in einer gefliesten Zelle im Dessauer Polizeigewahrsam. Erst letzte Woche hat die Polizei in Warschau einen Nigerianer getötet. Als vor einem Jahr Marwa El Sherbini in einem Dresdener Gerichtsgebäude von einem Rechtsextremisten ermordet wurde, schossen die Polizisten nicht auf den Mörder, sondern auf Marwas Ehemann – kein Zufall, sondern Resultat rassistischer Stereotype und fortgesetzter kolonialer Strukturen, die wir hier thematisieren wollen.

Block 4: »Abschiebungen stoppen« / Frontex

Abschiebung ist das brutale Finale eines weiten Weges der Flucht und der Verfolgung. Abschiebung beflügelt den Tod und bewirkt ein Trauma. Abschiebung bedeutet die Abschiebung der Verantwortung für Krieg, Armut und Hunger. Das moderne europäische Abschiebesystem hat die Wege der Deportationen, des Verschleppens von Menschen in die umgekehrte Richtung gedreht. Wurde des Westens Reichtum durch Verschleppung von Millionen Menschen zur Zwangsarbeit aufgebaut, blieben die Länder der Opfer zerstört und unter der Macht der ehemaligen Kolonisatoren. Heute laufen Menschen aus diesen Regionen um ihr Leben, riskieren alles um ein Stück Zukunft und Sicherheit zu finden. Oft finden sie nur die Abschiebung. Doch um unser selbst Willen kämpfen wir, gegen das Unrecht und für die menschliche Würde. Gemeinsam können wir Abschiebungen stoppen!
Vor 5 Jahren, im Mai 2005, begann die europäische Grenzschutzagentur mit einzelnen Pilotprojekten. Heute ist Frontex im militarisierten Dauereinsatz gegen Flüchtlinge und MigrantInnen, sei es an den See- oder Landaußengrenzen oder in der Koordination von  Charterabschiebungen. Frontex ist die treibende Kraft zur Verschärfung einer repressiven Migrationskontrolle, sogar über die EU-Grenzen hinaus. Die Bekämpfung der sogenannten illegalen Migration ist ihr Auftrag, dafür nimmt Frontex den Tod von tausenden Flüchtlingen  im Mittelmeer und Atlantik in Kauf. Frontex symbolisiert einen der zentralen Gegenspieler in unserem Kamf für globale Bewegungsfreiheit.

Block 5: »Vereint gegen soziale Ausgrenzung«

Der deutsche Staat beutet uns Flüchtlinge aus, indem er uns in den Isolationslagern und der Residenzpflicht, einer Kollektivstrafe unterzieht. Das deutsche Residenzpflicht-Gesetz ist ein Apartheid-Passgesetz, das uns Flüchtlingen die Freiheit verweigert, sich von ihrem zwangsverordneten Aufenthaltsgebiet frei wegzubewegen, das sich häufig in abgelegenen, isolierten Regionen befindet, oftmals in Wäldern und verlassenen Militärkasernen. Es ist deutsche Kolonialpolitik, die beispielsweise während der Besetzung Togos praktiziert wurde. Diese Politik wurde während der faschistischen Ära unter den Nationalsozialisten fortgesetzt, als das Nazi-Regime den Aufenthalt mancher Ausländer auf bestimmte Bezirke beschränkte, die sie nur verlassen durften, wenn eine polizeiliche Erlaubnis vorlag. Anderweitig wurde ihnen eine Strafe auferlegt, bzw. sie wurden inhaftiert, falls sie die Strafe nicht bezahlen konnten. Die Ähnlichkeit in den Strafen damals und heute, lässt keinen Zweifel daran, woher dieses Gesetz, das 1982 in Kraft trat, herstammt. Lasst uns die Angst überwinden und die Freiheit wiedererlangen, um uns gegen koloniales Unrecht zu vereinen.
Brecht das Schweigen! Wir sind hier, wir werden kämpfen! Bewegungsfreiheit ist eines jeden Menschen Recht!

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