Newsletter 1, 10.03.2010

Hintergrund und aktueller Stand


Alle AktivistInnen und UnterstützerInnen, seid gegrüßt!

Hiermit erhaltet ihr den ersten Newsletter der lokalen Vorbereitungsgruppe des Karawane-Festivals 2010 in Jena. Er soll dazu dienen, euch einen groben Überblick zu verschaffen, was geplant ist, wie der aktuelle Stand der Vorbereitung ist, wer alles beteiligt ist und welchen politischen Hintergrund das Festival hat.

"Gegen koloniales Unrecht, in Erinnerung an die Toten der Festung Europa"

Unter diesem Motto wird vom 4.-6. Juni 2010 ein Festival in Jena stattfinden. Das Wort 'Festival' steht in diesem Zusammenhang für die Ausdrucksform unseres politischen Widerstands gegen die zentralen Elemente neokolonialer Ausbeutung und die damit verbundenen Folgen. Diesen Widerstand wollen wir in kreativer und sehr bestimmter Form während des Festivals in die Öffentlichkeit tragen.

Steht auf gegen Abschiebung und stoppt Frontex!
Bildet Bündnisse gegen soziale Ausgrenzung!

Dabei gilt vor allem: Dezentral und draußen. Es werden drei Tage lang an mehreren Orten der Jenaer Innenstadt verschiedenste Aktionen stattfinden. So unter anderem Vorträge, Diskussionen, Theaterstücke, Live-Musik, Filmvorführungen und Ausstellungen. Zwei zentrale Programmpunkte bilden hierbei die Eröffnung eines Mahnmals für die Toten der Festung Europa und eine Maskeradenparade, bei der in Form von westafrikanischer Masken jene, die auf ihrem Weg nach Europa gestorben sind, Einzug in die Stadt erhalten werden.

Die europäische Union versucht mit aller Gewalt, mit mörderischen Polizei-und Militäreinsätzen, die Folgen einer jahrhundertealten, bis in die heutige Zeit andauernden Kolonialpolitik von Europa fernzuhalten. Und wo es Flüchtlinge in die zentraleuropäischen Länder geschafft haben, werden sie isoliert, zum Leben in Lagern gezwungen und schikaniert, in Abschiebehaft gesteckt, um dann möglichst klanglos wieder abgeschoben zu werden. Wir werden diese menschenfeindlichen Anstrengungen unterlaufen, indem wir die Ungerechtigkeit und den Protest dagegen in den Fokus der Öffentlichkeit und von da noch viel weiter tragen. Wir werden zusammen und ohne Angst vor behördlicher Repression durch Kontrollen und Residenzpflicht, die staatlichen Anstrengungen, Selbstbestimmung und politisches Engagement von Flüchtlingen zu unterdrücken, zunichte machen. Das Festival wird einmal mehr die vielen AktivistInnen und Gruppen vereinen, die Dynamik des Widerstands neu entfachen, die Vielfalt und den Druck unserer Kampagnen erhöhen.

Dabei steht das Festival im Rahmen des langen Kampfes der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen. Dies ist ein Netzwerk aus Gruppen und Einzelpersonen, die sich auf verschiedene Weise dem alltäglichen Rassismus durch Behörden und Polizei, der institutionalisierten Diskriminierung von Asylsuchenden und der Kriminalisierung von menschlicher Bewegungsfreiheit widersetzen. Aktuell konnte das Engagement unter anderem den nötigen Druck aufbauen, um die Schließung des Isolationslagers in Katzhütte zu erreichen. Ein weiterer Kampf ist die Kampagne um die Schließung des Asyllagers in Möhlau in Landkreis Lutherstadt Wittenberg (Sachsen-Anhalt) die auch in Zusammenhang mit der Residenzpflicht steht. Die Weiterführung des zivilen Ungehorsams gegen die Residenzpflicht ist und bleibt als Kampagne seit dem Jahre 2000 bestehen.

Unterstützung organisiert das Karawane-Netzwerk zurzeit für den Essenspaketboykott in Hauzenberg und Breitenberg.

Infos unter:    http://www.thecaravan.org

In Jena wird die Vorbereitung von AktivistInnen des The VOICE Refugee Forum getragen, einem Netzwerk von politischen Flüchtlingen/AktivistInnen, die sich seit 1994 gegen die menschenunwürdige Situation von Flüchtlingen in Thüringen und ganz Deutschland engagieren. Zentral in der jüngsten Zeit war hierbei die Kampagne für Oury Jalloh, der in einer Dessauer Polizeizelle zu Tode gekommen ist. Die Kampagne gegen die Abschiebung und Residenzpflicht des Aktivisten Felix Otto wurde von The VOICE getragen. Und den Aktionen gegen das Isolationslager Katzhütte war das Netzwerk ebenfalls stark involviert.

Infos unter:    http://www.thevoiceforum.org

Das Festival wird auf rein freiwilliger Basis organisiert, sodass weder die Organisierenden, noch die beteiligten KünstlerInnen daran etwas verdienen werden. Das liegt weniger an dem knappen, durch Stiftungen und Spenden zusammenkommenden Budget, als vielmehr an einem Grundsatz unseres politischen Kampfes. Die Grundlage der andauernden kolonialen Ungleichheit sind wirtschaftliche Interessen, die menschenunwürdige Behandlung von Flüchtenden, die Internierung in Lager und darauffolgende Abschiebung werden mit deren geringem ökonomischen Wert gerechtfertigt. Wir wollen dieses Muster nicht reproduzieren! Deshalb wollen wir uns auch nicht anmaßen, zu entscheiden, welcher Beitrag zum Festival wie viel Geld wert ist. Wir wollen in einer solidarischen Gesellschaft leben, in der Menschen nicht nach ihrem vermeintlich ökonomischen Wert kategorisiert werden.

Der Stand der Vorbereitung in Jena sieht so aus, dass wir derzeit die Örtlichkeiten, also vor allem öffentliche Plätze und einige andere Veranstaltungsorte für das Juniwochenende festlegen. Die zentralen Orte stehen, mit einigen anderen sind wir noch im Gespräch. Was die Infrastruktur - von Technik über Verpflegung zu Schlafplätzen - angeht, sind wir ebenfalls dabei, ein Netz aus solidarischen Einrichtungen und Einzelpersonen aufzubauen bzw. auf bestehende Verbindungen zurückzugreifen. Außerdem sichten wir die verschiedenen Anfragen von KünstlerInnen, Gruppen und AktivistInnen bezüglich des Programms. Wir werden noch bis Ende März weitere Anfragen entgegennehmen und dann das konkrete Programm erstellen.

In Jena trifft sich die Vorbereitungsgruppe jeden zweiten Mittwoch um 18 Uhr im Umweltbüro, Schillergässchen 5, 1. Etage. Das reguläre Treffen am Mittwoch, 10. März, wird jedoch ausfallen, weil an dem Abend in der Gerberstr. 3 in Weimar eine Mobilisierungsveranstaltung stattfindet.

Weitere Info- und Mobilisierungsveranstaltungen:

  • 13./14. März Bielefeld: Haus der Sozial AG, Cavalry Straße 26, Bundesweites Karawane-Treffen, inhaltliche Diskussionen zum Thema des Aufrufs "Gegen koloniales Unrecht", Austausch über Vorbereitungsstand des Festivals und weitere Planungen, Kontakt: Karawane Bielefeld, KarawaneBielefeld(at)web.de
  • 18. März Hamburg: 19.30 Uhr Internationales Zentrum B5, Brigittenstr. 5, Vorbereitungstreffen, Kontakt: free2move(at)nadir.org
  • 25. März Nürnberg: 20 Uhr Stadteilzentrum Desi, Brückenstr. 23, Karawane Nürnberg
  • 5. April Berlin: Mobilisierungsveranstaltung, Kontakt: the_voice_berlin(at)gmx.de
  • 10./11. April Berlin: 2. bundesweites Planungstreffen, Kontakt: The VOICE Berlin, the_voice_berlin(at)gmx.de

Falls ihr weitere Fragen habt, schreibt an die jeweilige Regionalgruppe oder an daskarawanefest-jena2010(at)gmx.de. Wenn ihr in eurem Umfeld für das Festival werben wollt und dafür Flyer braucht: Schreibt uns eine kurze E-Mail mit eurer Adresse und der Anzahl an benötigten Flyern.

Der Newsletter wird von nun an in ungefährem zwei bis dreiwöchigen Takt erscheinen.

Solidarische Grüße,

die Vorbereitungsgruppe Jena / The VOICE Refugee Forum

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